Philipp Moritz beendete im April mit erst 26 Jahren seine aktive Handballkarriere. Nach dem Bachelor-Abschluss in Sport- und Eventmanagement zieht es ihn zur EHF (European Handball Federation) nach Wien, wo er als Eventmanager tätig ist. Er ist dabei unter anderem im Organisationsteam für die kommende Euro 2022 in Ungarn und der Slowakei. Aufgrund der vielen Ausfälle ist er kurzfristig wieder ins Team zurückgekehrt.

Nach drei Jahren bei der HSG Holding Graz beendest du mit erst 26 Jahren deine Karriere. Warum so früh?
Der einzige Grund ist die Möglichkeit, bei der EHF in Wien zu beginnen. ohne diese so besondere Chance wäre ein Karriereende für mich kein Thema gewesen. Aber dieser Job und Erstliga-Handball sind leider nicht mehr miteinander vereinbar.
Du hast im Spiel immer alles gegeben und dich für dein Team bis zur letzten Sekunde eingesetzt. Wie hast du das geschafft? Gab es auch Momente, in denen du nicht voll motiviert in ein Spiel gegangen bist?
Natürlich gab es ab und zu Spiele, bei denen es schwer war, sich zu motivieren. Aber das können in meiner gesamten Karriere nicht mehr als zehn gewesen sein. Handball ist einfach meine größte Leidenschaft. Und für mich gab‘s einfach nichts Schöneres, als am Wochenende in eine Halle zu fahren und zu spielen. Meine besondere Motivation sehe ich als Verpflichtung gegenüber unseren Fans. Wenn man in ein Konzert geht, erwartet man sich ja schließlich auch, dass die Band zwei Stunden lang alles gibt. Ich bin ein emotionaler Typ, da liegen „Vollgas“ eben und sich hineinhauen einfach in meinem Naturell.

Seit März gab‘s für dich kein Mannschaftstraining mehr. Fehlte dir der Sport und dein Team?
Am Anfang war es gar nicht so unangenehm, von dem Ganzen einmal wegzukommen. Natürlich hat man sich fit gehalten. Aber man war froh, einmal am Abend frei zu haben und am Wochenende nicht acht Stunden im Bus zu sitzen. Ein paar Wochen später kam dann schon die Zusage für meinen Job bei der EHF. Da war für mich dann auch klar, dass meine Handballkarriere vorbei sein wird. Der aktive Sport ist mir nicht richtig abgegangen – ich hab ja noch immer jeden Tag, wenn auch anders, damit zu tun. Aber die Mannschaft fehlte mir schon. Vor allem Ende Mai, als das Team wieder mit dem Training begann, habe ich das bemerkt, wohl auch, weil ich hier in Wien zu Beginn einfach noch nicht so viele Leute kannte und ich vor Corona nahezu täglich mit meinen Mannschaftskollegen zusammen war.
Nun bist du aufgrund der vielen Ausfälle im Team wiederzurückgekehrt. Was waren deine Beweggründe dafür?
Ich habe alle Spiele mitverfolgt und gesehen, dass die Spieler durch die vielen Verletzten und die schwierige Situation heuer, leiden. Als mich dann Michi anrief und mir von den personellen Sorgen erzählte, war für mich klar, dass ich helfen kann und auch unbedingt helfen möchte. Am nächsten Tag saß ich dann auch schon im Zug Richtung Graz. Ich bin dem Verein noch immer sehr verbunden, deshalb stand es auch außer Frage hier einzuspringen.
Du hast in den vergangenen Jahren nicht nur am Spielfeld angepackt, sondern auch eine tragende Rolle im Sponsoring-Bereich sowie in der Öffentlichkeitsarbeit übernommen. Warum hast du dich so für den Verein eingesetzt?
Das ist bereits in der Jugend gewachsen. Damals habe ich als Jugendtrainer gearbeitet, irgendwann hat sich dann alles weiterentwickelt und ich habe auch meine beiden vorherigen Clubs so gut wie möglich zu unterstützen versucht. Durch mein Studium bin ich dann immer mehr in das Vereinsleben abseits des Spielfelds eingetaucht und konnte damit viel Praxiserfahrung sammeln. Der wichtigste Grund war aber, dass ich es einfach gern gemacht habe. Mir gefällt es, Handball und meinen Verein zu präsentieren. Deshalb bin ich Michi Schweighofer auch sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, mitzuhelfen und wertvolle Erfahrung zu sammeln. Ich hoffe, dass wir gemeinsam noch viel umsetzen werden.

Du hattest dich von der HSG als Spieler verabschiedet, bist dem Verein aber als ehrenamtlicher Unterstützer erhalten geblieben. Was machst du?
Ich möchte den Verein so gut es geht von Wien aus unterstützen. Bisher habe ich die HSG vor allem in der Sponsorenakquise unterstützt und werde das auch weiterhin versuchen. Ich werde versuchen so gut wie allen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Seit Mai arbeitest du nun bei der EHF und bist fürs Eventmanagement zuständig. Was sind deine Tätigkeitsbereiche und wie gefällt es dir bei der EHF?
Ich bin in der Abteilung für die Europameisterschaften als Junior Eventmanager tätig und treffe dort Vorbereitungen für die Großveranstaltungen, arbeite dabei auch mit den Veranstalterverbänden zusammen. Die Arbeit wird immer mehr, mir gefällt es von Tag zu Tag besser. Ich haben von Beginn an Aufgaben zugeteilt bekommen und darf sehr frei arbeiten. Alles in allem ist es für mich bisher der perfekte Job, der mein Studium und meine Leidenschaft verbindet.
Wien oder Graz? Hast du dich in deiner neuen Wahlheimat schon eingelebt? Gibt es Unterschiede zu deinem „alten“ Leben in Graz?
Es gibt wirklich viele Unterschiede. Wenn du mich schnell fragst, finde ich, dass Wien etwas cooler als Graz ist, weil man hier einfach noch mehr Möglichkeiten hat, sich zu entfalten. Es gibt so viele Kulturen die hier aufeinandertreffen. Allein in unserem Büro arbeiten Personen aus mehr als 20 Kulturen miteinander.