Unser ABC mit Kapitän Otmar Pusterhofer. Von A bis Z blickt der 38-Jährige auf die vergangenen Saisonen zurück, gewährt Einblicke in den Handballalltag und wagt einen Blick in die Zukunft.
Anfang: Durch meinen Papa, der als Jugendtrainer beim HC Raika Bärnbach gearbeitet hat und den ich meist in die Halle begleitet habe, habe ich 1989 mit. Handball begonnen.
Bärnbach: Meine Heimatstadt. Jeder, der mich kennt, weiß, wie viel mir der Ort und auch der Club bedeuten.
Cup: Da habe ich viele schöne Erinnerungen: Mit Bärnbach/Köflach durfte ich 2001 den Titel holen und dann noch die Sensation in unserem Aufstiegsjahr mit der HSG Holding Graz: Das Cup –Final-4 zuhause und dann auch noch das Finale, das war schon ziemlich cool.
Daniel Dicker: Quasi gleich doppelt D. Dani ist ein sehr, sehr guter Freund, der fast schon ein kleiner Bruder für mich ist, obwohl er doch deutlich größer ist. Er hat bis jetzt eine super Karriere hingelegt und ich freue mich immer, wenn wir uns sehen oder ich etwas von ihm höre. Derzeit ist das erfreulicherweise sehr häufig. Ich wünsche ihm alles Gute in Deutschland.


Europacup: Da werden Erinnerungen wahr. 2001 spielte ich mit Bärnbach/Köflach als gerade 19-Jähriger gegen die SG Flensburg. Ich erwischte einen guten Start und erzielte acht Tore, damals noch als Rückraum Mitte. Mit der SG Handball Westwien hatte ich 2004 dann noch einmal das Vergnügen. Wir schafften es bis in die 4. Runde, ehe wir gegen RK Cakovec (Kroatien) ausschieden. Vielleicht schaffe ich mit der HSG ja noch eine Teilnahme.
Fans: Durch meine Zeit in Bärnbach bin ich natürlich verwöhnt, was die Fans angeht. Als ich nach Graz gekommen bin, habe ich zu unserem damaligen Kapitän Max Maier gesagt, dass wir es in den kommenden Jahren schaffen werden, die Halle so voll zu bekommen, dass sie platzt. Das haben wir dann beim ersten Finale gegen Ferlach 2016 geschafft. Ein Jahr später bei unserem Aufstieg schafften wir das dann wieder. Und seitdem steigen die Zuseherzahlen stetig.
Graz: für mich die fantastischste und schönste Stadt in Österreich. Ich lebe sehr gerne hier und fühle mich sehr wohl. Wenn man Graz und Handball hört, gibt es quasi nur einen Namen, den man damit verbindet: Michi Schweighofer! Ihm bin ich sehr dankbar, dass er mich zur HSG Holding Graz geholt hat und ich hier spielen darf.
Harz: Da ich nicht mit besonders großen Händen gesegnet bin, bin ich über die Erfindung vom Harz bzw. Pickerl, wie wir es nennen, sehr dankbar. Ohne Pick hätte ich wohl nie so professionell Handball spielen können.
Idole: Mein erstes Vorbild war Stefan Kretschmar. Als richtiges Handballidol gibt es für mich allerdings nur Ivano Balic, den ich wirklich bewundert habe und gerne beim Spielen zugeschaut habe. Ich durfte ihn einmal live in Veszprem und bei der Europameisterschaft 2010 sehen. Leider kenne ich ihn nicht persönlich. Aber ich denke er ist ein unglaublicher Typ.

Jordan: Michael Jordan ist für mich der größte Sportler aller Zeiten. Was er aus dem Sport gemacht hat ist einzigartig. So etwas wird es meiner Meinung nach nie mehr geben. Mein absoluter Hero und großes Vorbild.
Kapitän: Noch immer ist es für mich eine große Ehre bei der HSG Kapitän sein zu dürfen. Als Nicht-Grazer habe ich mich über die Bestellung nach Max Maier sehr gefreut. Ich liebe unsere Mannschaft und bin wirklich stolz, sie auf das Spielfeld führen zu dürfen.

Leben: Ich liebe mein Leben und genieße es von Tag zu Tag. So soll das auch nach meiner Handballkarriere sein. Ich freue mich über die Zeit danach, denn dann kann ich mir mehr Zeit fürs Reisen, Golfen sowie meine Familie und Freunde nehmen.
Mama und Papa: Die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben. Beide haben mich immer in allem unterstützt. Meinen Vater sehe ich als meinen Lebenstrainer. Und meine Mama ist einfach meine Mama: eine Heilige, die immer für mich da ist.

Niederlage: Diese Spiele habe ich noch nie verkraften können und das wird wohl auch immer so bleiben. Egal ob ich fünf Jahre alt war oder heute: Die sind einfach schwer zu verdauen. Bis heute in Erinnerung geblieben ist mir das entscheidende Finalspiel in der Handballbundesliga im ersten Aufstiegsversuch gegen den SC Ferlach 2016. Das war eine der schlimmsten Niederlagen, die aber auch der Startschuss für die für mich unglaublichste Saison war, die ich je spielen durfte.
Oesterreichisches Nationalteam: Das erste Mal wurde ich 1998 ins Juniorennationalteam einberufen. 2001 durfte ich mit dem Team zur Europameisterschaft nach Luxemburg fahren und war dann noch in ganz Europa unterwegs. Ich erinnere mich an eine super Zeit mit Konrad Wilczynski, mein damalige Zimmerkollege, Michael Knauth und Roland Schlinger. Ich bin sehr stolz, dabei gewesen zu sein, auch wenn ich nicht das Glück hatte, bei einer Heimeuro 2010 oder 2020 mitzuspielen.
Pajo: Ales Pajovic, einerseits schwer zu sagen, wie er ist, andererseits aber auch ganz leicht: Er ist einer der besten Trainer, die ich jemals hatte, aber ein noch viel besserer Mensch. Ich habe jeden Moment mit ihm als Trainer genossen und bin froh, dass er noch immer in Graz lebt und wir uns privat noch regelmäßig treffen. Ich bin ein riesiger Pajovic-Fan.

Quellenoase: Als ich im Jänner 2016 nach Graz gekommen bin, wurde mir von den Spielern schon geraten, länger als die halbe Saison zu bleiben. Denn im Sommer steht das traditionelle Trainingslager in der Heiltherme Bad Waltersdorf an. Vier Mal durfte ich nun schon dabei sein, es ist ein perfektes Kurztrainingscamp und Teambuilding. Wir haben schon einige lustige Momente auch abseits des Sporthallenparketts erlebt.
Raiffeisen Sportpark: Die ultimative Sporthalle in Österreich. Ich freue mich, dass wir die Arena unsere Heimhalle nennen dürfen. Sie spielt einfach alle Stückerln. Infrastrukturmäßig sind wir damit schon auf Champions League Niveau, sportlich dauert es wohl noch. Es macht wirklich Spaß in dieser Arena zu spielen und zu trainieren.
Steirerderby: Bereits mit Bärnbach/Köflach durfte ich gegen alle steirischen Handballteams Derbys spielen. Und auch mit Graz spielten wir bereits gegen jedes Team in einem Ligabewerb. Natürlich zählen diese Spiele zu den wichtigsten im Jahr. Ich freue mich, dass wir es in den letzten Jahren geschafft haben, die Nummer 1 in der Steiermark zu werden.
Tradition: Ich komme aus dem traditionsreichsten Handballclub Österreichs. Jetzt in Graz haben wir zwar eine sehr gute Ausgangsbasis, jedoch noch nicht so viel Tradition.

Umkleidekabine: Alles, was dort passiert und besprochen wird, bleibt dort. Das ist ein Gesetz und muss so bleiben. Und für alle Jungen, die das lesen: Führt das so weiter.
Vorbereitung: Die Vorbereitungszeit tut meistens körperlich weh, ist aber der Grundstein für eine erfolgreiche Saison. So sehr man sich im Juli wieder auf sein Team und das Training freut, die Vorfreude auf das Ende der Vorbereitung und das erste Meisterschaftsspiel ist noch größer.
Wien: Mit 21 Jahren wechselte ich nach Wien zur SG Handball Westwien. Ich erinnere mich an coole drei Jahre, die zu Beginn nicht immer einfach waren. Ich durfte eine sehr coole Stadt kennenlernen und viele Freundschaften schließen. Welthandballer wurde ich in meiner Wien Zeit zwar keiner – natürlich völlig zu Unrecht. Aber ich möchte die Zeit auf keinen Fall missen.
X-Faktor: Meiner Meinung nach ist der X-Faktor des Handballs das Zusammenspiel zwischen Torhüter und Deckung. Ich durfte mit super Torhütern zusammenspielen: etwa mit Andreas Albrecher, aber auch Werner Möstl, Nikola Marinovic und nun hier in Graz mit Thomas Eichberger, dem ich auf diesem Weg alles Gute in Deutschland wünsche. Wir sind natürlich sehr stolz auf ihn.
Youngsters: Gutes Stichwort! Aktuell haben wir einige sehr interessante junge Spieler in unserem Kader. Natürlich müssen alle noch viel an sich arbeiten und lernen. Aber mit Fleiß und der richtigen Einstellung können in den nächsten Jahren viele Spieler nachkommen, die in der ersten Liga für Furore sorgen werden.
Zukunft: Meine aktive Karriere wird bald zu Ende gehen. Derzeit genieße ich noch jeden Moment am Parkett. Was danach kommt, weiß ich noch nicht genau. Aber irgendwann werde ich sicher wieder in irgendeiner Funktion in die Halle zurückkommen. Die restliche Zeit werde ich hoffentlich viel unterwegs sein, eine Familie gründen und Golf spielen.
