Der Neue – Trainer Damir Djukic im Interview

Mitte Mai präsentierte die HSG Holding Graz Damir Djukic (35) als neuen Chefcoach. Anders als in seinen ersten Saisonen als Trainer, wird er das Spielgeschehen nur noch von der Seitenlinie aus mitverfolgen und nicht mehr in der Doppelfunktion des Spielertrainers agieren. Wir haben Damir vor dem Saisonstart getroffen und mit ihm über das neue Traineramt, sein Team und die HSG Holding Graz geplaudert.

Gleich zu Beginn eine persönliche Frage: Was war dein bisher prägendstes, dein emotionalstes Sportereignis?

Persönlich waren es meine beiden Aufstiege in die erste Liga die ich bisher erleben durfte. Zum einen war das in Spanien, bei dem ich mich an eine wirklich schöne Heimfahrt erinnere. Zum anderen war das der Aufstieg mit Leoben vor zwei Jahren – in beiden Fällen war es einfach schön, von diesem enormen Druck befreit zu sein. Als Sport-Fan freue ich mich immer sehr, wenn die Fußballer des FC Barcelona das ElClassico gegen Real gewinnen.

Was müssen wir über dich wissen? Was magst du, was kannst du gar nicht leiden? Wie kann man dich als Trainer zur Weißglut treiben? Womit kann man den neuen Trainer der HSG Holding Graz zum Lachen bringen?

Was ich gar nicht mag, sind unkonzentrierte Spieler, die uns im Training aufhalten. Zu Weißglut kann man mich treiben, wenn immer dieselben Fehler gemacht werden – ganz egal, wie oft man einen darauf aufmerksam macht. Zum Lachen bringen mich kleine Hoppalas im Training. Das kann manchmal ganz schön unterhaltsam sein und lockert die Stimmung auf.

Warum hast du dich für die HSG Holding Graz entschieden?

Naja der neue Trainer zu werden habe nicht nur ich entschieden, sondern natürlich waren da auch von Vereinsseite viele Entscheidungsträger dabei, die schlussendlich mich als Trainer engagiert haben. Die HSG ist ein toller Verein, der in den letzten zwei Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Ich denke, der Verein passt einfach gut zu mir – und ich gut zum Verein.

Was erwartest du von der heurigen Saison und welche Ziele hast du dir mit dem Team gesetzt?

Man hat letztes Jahr gesehen was möglich ist, im Endeffekt will jeder den Titel holen, der Spielmodus lässt dieses Ziel auch quasi für jedes Team zu. Da wäre es blöd zu sagen, Ziel ist es, nur das Viertelfinale zu erreichen. Am Beginn geht jeder rein, um das Beste rauszuholen und das wäre der Titel. Wir werden alles geben und schauen, ob ein Titel zu holen ist. Wenn nicht, muss man die Saison Revue passieren lassen und bewerten, ob die Saison eine gute oder eine schlechte war.

Warum wirst du nur noch als Trainer und nicht mehr als Spielertrainer agieren?

Spielertrainer zu sein war eine hohe Belastung und nie einfach. Zwar hätte ich schon noch ein, zwei Jahre aktiv spielen können, das Kapitel Spielertrainer hätte ich aber nicht noch einmal begonnen. Jetzt habe ich die Chance bekommen, nur noch Trainer zu sein. Und die will ich auch nutzen.

„Ich denke, der Verein
passt einfach gut zu mir –
und ich gut zum Verein.“

Damir Djukic

Wie hast du die Jungs auf die heurige spusu Liga Saison 2019/20 vorbereitet?

Wir haben unser Deckungssystem etwas geändert. Im Angriff ist das meiste gleichgeblieben. Unser Ziel wird es sein, über die Deckung zu einfachen Toren zu kommen. Ich denke, dass die Jungs gut vorbereitet in die Saison gehen. Wir werden uns aber auf jedes Spiel extra vorbereiten und dann von Spiel zu Spiel weiterschauen.

Verglichen mit den anderen spusu Liga Teams: Wo siehst du heuer die Stärken, aber auch die Schwächen deiner Mannschaft?

Als unsere Stärke sehe ich unsere Breite im Kader, die wir heuer haben. Weiters ist unsere Tormannposition gut besetzt. Eichi (Anm. Thomas Eichberger) hat letztes Jahr eine starke Saison gespielt. Ich hoffe, dass er in dieser Saison verletzungsfrei bleibt. Als kleine Schwäche könnte man die teils fehlende Erfahrung sehen und leider ab und zu die Stimmung in unserer Heimhalle. Wir haben eine tolle Arena, die 3000 Leute fasst. Durchschnittlich 1000 Zuseher, die wir letzte Saison hatten, sind zwar schon richtig stark, aber die Menge verfliegt ein bisschen durch die Größe.

Wie war dein erster Eindruck vom Verein bzw. Team?

Der Verein und die Mannschaft sind sehr familiär, die Spieler verstehen sich wirklich gut, das merkt man auch im Spiel. Ich wurde gut aufgenommen. Es macht Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Kurz: Der Verein gefällt mir, ich fühle mich sehr wohl. In der Vorbereitung hatten wir allerdings mit dem Training sehr viel zu tun und für das rundherum wenig Zeit, deshalb konnte ich noch nicht alles so gut kennenlernen. Ich denke aber, dass sich das in den nächsten Wochen schnell ändert.

Wie schätzt du die spusu Liga in der heurigen Saison ein? Gibt es Titelfavoriten?

Um den Titel können heuer einige Mannschaften mitspielen. Bestimmt werden wieder sechs bis sieben Mannschaften um die Bonusrunde kämpfen. Dass Krems wieder so klar den Grunddurchgang regiert, das wird heuer, denke ich, nicht wieder passieren. Mit dem System ist insgesamt viel möglich. Die Entscheidung um den Titel fällt im Frühjahr, und dann in nur zwei bis drei Wochen. Natürlich wird da auch eine Rolle spielen, wer weniger Verletzte hat. Natürlich wird Meister Krems wieder um den Titel mitspielen, aber Hard und Bregenz haben sich gut verstärk. Und auch Westwien wird wahrscheinlich diese Saison sehr weit oben mitspielen.

Trainer Damir Djukic mit Kapitän Otmar Pusterhofer

Was möchtest du im Vergleich zu deinen alten Trainerjobs anders machen, vielleicht verbessern. Und was wirst du beibehalten?

Beibehalten werde ich meine Struktur in den Trainings. Da ich jetzt nicht mehr spielen muss, ist das Ganze eine neue Situation für mich, in die ich erst rein finden muss. Zu verbessern gibt es immer viel, jeden Tag kann man Kleinigkeiten anders machen, die Übungen verbessern oder die Belastungssteuerung ändern. Das gute ist, dass wir ein tolles Team mit einem Athletiktrainer haben. Das macht es mir um einiges leichter.

Worauf freust du dich in dieser Saison am meisten?

Früher war es immer so, dass man sich gefreut hat, wenn die Vorbereitung endlich vorbei ist und es losgeht. Als Trainer ist das jetzt ein bisschen anders. Wenn man sich den Spielplan so anschaut, denkt man sich: Vielleicht wären ein zwei Wochen mehr Vorbereitung etwas besser. Man freut sich aber schlussendlich trotzdem über den Saisonstart. Ich hoffe jedenfalls, dass wir guten und attraktiven Handball spielen werden.

Was möchtest du als Trainer erreichen?

Ich möchte das Maximum herausholen und gute Arbeit leisten. Natürlich ist auch sehr viel Glück dabei. Es gibt viele gute Trainer, die auch in kleinen Vereinen arbeiten und großartige Leistung zeigen, es aber dann doch nicht in größere Vereine schaffen. Man muss einfach mit seiner Arbeit zufrieden sein, egal wo man ist. Wahrscheinlich würde jeder gerne den THW Kiel oder Barcelona trainieren. Aber es gibt halt auch noch 300 andere Vereine, aus denen man viel herausholen kann. Ich habe mir jetzt keine Etappen vorgenommen, wie meine Karriere laufen soll – etwa, dass es nach Deutschland oder Spanien geht. Mein Ziel ist es, gute Arbeit zu leisten und das Beste herauszuholen. Nur so kann man am Ende auch Erfolg haben.

„Mein Ziel ist es, gute
Arbeit zu leisten und das
Beste herauszuholen.
Nur so kann man am
Ende auch Erfolg haben.“

Damir Djukic

Wann und warum hast du mit dem Handball begonnen?

Begonnen habe ich mit acht Jahren in St. Pölten. Eigentlich war ich beim Fußball. Ein Freund von mir hat dann gesagt, dass ich ihn doch zum Handball begleiten soll. Und dort bin ich dann auch geblieben. St. Pölten war damals im Aufschwung und sehr erfolgreich. Mein Team war cool und die Trainer waren super – so wurde ich zum Handball-Profi.

Wo findet man dich, wenn du nicht gerade in der Handballhalle stehst?

Da wir erst seit kurzen in Graz wohnen, habe ich bis jetzt sehr viel Zeit im Garten mit meiner Tochter verbracht. Bei den hohen Temperaturen und den vielen Gewittern im Juli und August war‘s nicht die richtige Zeit, die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden. Die Innenstadt gefällt uns aber sehr gut und künftig wird man uns dort bestimmt öfters treffen.

Wie schaut das perfekte Wochenende für Damir Djukic aus? Handball oder nicht Handball?

Auf jeden Fall Handball. Ein bisschen länger schlafen, so bis acht, neun Uhr, dann gemütlich Frühstücken, mit meiner Kleinen spazieren gehen, gut Mittag essen und dann in Ruhe zuhause aufs Spiel vorbereiten. Damit es perfekt ist, sollte das Spiel natürlich gewonnen werden, dann kann man den Samstag nett ausklingen lassen. Und der Sonntag gehört dann der Familie.

Hast du dich in Graz schon eingelebt? Gibt’s schon einen Lieblingsplatz an dem Du gerne Zeit verbringst?

Eingelebt ja, wenn man das nach ein paar Wochen sagen kann. Unser Schrank ist endlich angekommen und unsere Wohnung nimmt langsam Gestalt an. Unser Lieblingsplatz ist derzeit der Augarten. Dort gibt´s einen super Spielplatz für unsere Tochter. Aber es gibt in und um Graz noch sehr viel zu entdecken.