Seit diesem Sommer steht ein neues Duo im Tor der HSG Holding Graz: Mit erst 21 und 22 Jahren stellen Thomas Gollenz und Leo Nikolic das jüngste Abwehrpaar der Liga dar. Wir haben Thomas und Leo getroffen und mit ihnen über unseren Sport , den gesunden Konkurrenzkampf und unserem Team gesprochen.
Ihr habt schon im 98er-Nationalteam gemeinsam gespielt. Wie seid ihr damals miteinander ausgekommen? Habt ihr in der Zwischenzeit Kontakt gehalten?

Thomas: Wir sind, so wie jetzt auch, sehr gut miteinander ausgekommen. Kontakt nach dem Nationalteam hatten wir nicht viel. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich aufgrund der Entfernung außer bei Begegnungen an Spieltagen nie viel Kontakt zu anderen Teamspielern hatte.
Leo: Natürlich bestand zwischen uns schon immer ein gesunder Konkurrenzkampf. Das gehört aber auch einfach dazu und sollte auch hier bei der HSG so sein. Nach dem Team haben wir uns öfters bei Spielen gesehen und uns dort natürlich ausgetauscht.
Mit erst 22 und 21 Jahren seid ihr das jüngste Torhüter-Duo in der spusu Liga. Spielt das Alter für euch eine Rolle? Könnte das eine Schwäche oder vielleicht auch ein Vorteil sein?
Thomas: Für mich ist das Alter nur eine Zahl. Denn dein Alter sagt nichts über deine Qualität als Spieler aus. Auch wenn wir noch relativ jung sind, haben wir schon viel Erfahrung in der ersten und zweiten Liga sammeln können. Das ist natürlich ein großer Vorteil, viele Spieler steigen erst mit 21 Jahren in die spusu Liga ein. Ich denke daher, dass unser Alter keine Schwäche ist, sondern vielleicht sogar eher eine Stärke.

Leo: Ich glaube, dass das Alter weit weg von einer Schwäche ist. Wir sind dadurch für Spieler und Teams unberechenbar. Womöglich werden uns auch ein paar unterschätzen.
Wie seid ihr ins Tor gekommen? Wolltet ihr schon immer Tormänner werden?
Thomas: Bis ich etwa elf Jahre alt war, wusste ich nicht einmal, dass es diesen Sport gibt. Durch meinen Stiefvater bin ich dann aber zum Handball gekommen. Beim ersten Training wurde ich ins Tor gestellt und dort bin ich dann auch geblieben. Es gab in der Jugend insgesamt vielleicht zwei Spiele, bei denen ich am Feld gespielt habe.
Leo: Mein Papa hat mir, als ich klein war, gesagt, dass ich aufgrund meiner damaligen Größe zum Handball gehen soll, da Fußball nichts für mich ist. In der Halle habe ich mich dann sofort wohl gefühlt. Nach ein paar Trainings wurde mir dann die Torhüterposition angeboten. Durch die Jahre ist das Ganze dann zu einer Leidenschaft geworden.
Gibt es im Training Unterschiede zwischen einem Feldspieler und Torhüter. Müsst ihr euch anders fit halten?

Thomas: Eigentlich kann man sagen, dass ein Torhüter eine andere Sportart ausübt, als ein Feldspieler. Das ist auch der Grund, dass wir mit unserem Torhütertrainer Amel Kocic oft extra trainieren. Ich denke, dass man als Torhüter dehnbarer und reaktionsschneller sein muss. Wo man etwas schwächer sein darf, ist dafür zum Beispiel das Laufen.
Leo: Da wir ja mit der gesamten Mannschaft trainieren, müssen wir uns an das Training der Feldspieler anpassen. Aber es gibt natürlich Unterschiede und wir trainieren auch vieles getrennt vom Team. Wir stehen in jedem Fall viel mehr als ein Flügel oder Aufbau. Aber dafür muss man mehr Verantwortung übernehmen. Ich denke, dass man neben dem Körperlichen auch mental sehr stark an sich arbeiten und sich anders auf Spiele vorbereiten muss.
Gibt es einen Trainer oder Spieler, der euch in eurer Jugend besonders geprägt hat?
Thomas: Ich war bisher mit jedem Trainer, den ich in meiner Jugend oder auch in der spusu Liga hatte, sehr zufrieden. Einer, der mir in besonderer Erinnerung geblieben ist, ist Armin Hrassnig: Mit ihm hatte ich bei der HSG Bärnbach/Köflach eine meiner besten U20-Saisonen.
Leo: Von den Spielern hat mich am meisten Mirko Alilovic (kroatischer Handballnationalteamtorhüter) geprägt. Seine Emotion bei Spielen hat mich begeistert und fasziniert. Als Trainer hat mich vor allem Sandro Uvodic geprägt. Mit ihm durfte ich bei Westwien lange arbeiten, sowie Jerko Dika, der mir die Chance gegeben hat, mich im Männerhandball zu etablieren. Und dann wäre da noch Hannes Jon Jonsson, der mich in den spusu Liga-Kader berufen hat.

Gab es einmal eine Zeit, zu der ihr die Handballschuhe lieber an den Nagel gehängt hättet?
Thomas: Schwer zu sagen. Es gab immer wieder Phasen, in denen man sich überlegen musste, wie man es schaffen kann, Handball und die berufliche Ausbildung unter einen Hut zu bringen. Wirklich aufhören wollte ich aber nie. Natürlich denkt man ab und zu darüber nach, dann realisiert man aber schnell wieder, dass Handball der geilste Sport der Welt ist.
Leo: Leider gab es diese Zeit bei mir zu Beginn der vergangenen Saison. Ich hatte vier Monate kein Spiel bestritten und kam dadurch ins Grübeln. Zum Glück öffnet das Leben einem aber immer neue Türen. Denn beim Handball wollte ich einfach bleiben, da es einer der schönsten Sportarten ist, die es gibt.
Was treibt ihr abseits des Handballfeldes?
Thomas: Am liebsten bin ich mit dem Motorrad auf Landstraßen, aber auch der Rennstrecke unterwegs. Ansonsten verbringe ich gerne Zeit mit Freunden und versuche so oft wie möglich nach Kroatien zu unserem Haus zu fahren.
Leo: Abseits des Handballfeldes bleibt oft nur wenig Zeit. Daher nutze ich diese am liebsten mit Ausspannen, aber natürlich verfolge ich sonst auch gerne viel Sport im TV und verbringe die Zeit mit ganz normalen Dingen, wie dem Treffen von Freunden.
Nummer eins oder Nummer zwei – bisher gibt es noch keine klare Rangordnung für Euch. Denkt ihr, das kann sich in einen Konkurrenzkampf verwandeln?
Thomas: Ich denke, dass es sowas wie eine Nummer 1 oder Nummer 2 gar nicht geben muss. Es sollte einen gesunden Konkurrenzkampf zwischen den Spielern geben. Der Torhüter, der besser trainiert, soll dann auch spielen. Denn am Ende gewinnt das Team gemeinsam.
Leo: Auf jeden Fall muss sich das Ganze in einen gesunden Konkurrenzkampf entwickeln, denn ich glaube, so treiben wir uns gegeneinander an und davon profitieren sowohl die Mannschaft als auch wir in unserer persönlichen Entwicklung.
Worauf legt ihr bei der Arbeit mit der HSG wert?
Thomas: Was ich sehr schätze ist, dass vor allem die sportmedizinische Betreuung und die Kommunikation mit dem Trainer sehr gut hinhaut. Da gibt es, denke ich, nicht viele Vereine, bei denen das so professionell betrieben wird. Mir ist es wichtig, dass ich mich mit allen gut verstehe und dass das ganze trotz der Professionalität auch im freundschaftlichen Bereich bleibt. Ich schätze es, dass wir alle uns auch außerhalb des Handballfeldes gut verstehen.
Leo: Da ich ja der Neue bin, lege ich viel Wert auf die Kommunikation und das Vertrauen, sowie Offenheit und Ehrlichkeit. All das war bis jetzt der Fall. Und ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt.